Siedlung Hönggerberg, Zürich

Betrachtet man Höngg aus der Vogelschau, so fallen die Häuser der Siedlung Hönggerberg sofort ins Auge. Während fast alle anderen Gebäude im Quartier entweder quer oder längs zum Hang ausgerichtet sind, stehen diese hier diagonal dazu, wie störrische Tiere in einer braven Herde. Aus der Froschperspektive des Stadtbewohners bewirkt diese Schrägstellung, dass der Freiraum ungehindert zwischen den Gebäuden hindurch fliessen kann. Die Strassen wirken nicht als Begrenzungen, sondern bewegen sich gleich ‚Parkways’ durch den Landschaftsraum, und immer wieder öffnen sich Durchblicke von erstaunlicher Tiefe, welche den Blick hinab ins Limmattal oder hinauf aufs offene Land am Hönggerberg freigeben. Lässt sich diese so prägende Besonderheit des Ortes in eine viel dichter bebaute Zukunft hinüberretten? Dieser Anspruch wurde zum Massstab der Neuplanung. Die zweite Prägung des Ortes sind die pittoresken Nadelgehölze: Föhren und Lärchen erinnern an alpine Milieus, wie sie für den Engadinerweg namensgebend waren. Auch diese Charakteristik soll in die Neuplanung einfliessen.

 

Die grösseren Baukörper im südlichen Baufeld stehen Zick-Zack-förmig zueinander. Dadurch öffnen sich die Zwischenräume - mal talwärts, mal bergwärts – und es werden konfrontative Vis-à-Vis zwischen den Gebäudezeilen vermieden. Die kleineren Baukörper im nördlichen Baufeld sind dagegen reissverschlussartig – RiRi eben – zueinander versetzt. Dadurch entsteht eine zwanglose Ordnung, die den grossen landschaftlichen Zusammenhang nicht stört, sondern umspielt.

 

Wie vermittelt man an diesem Ort - am Übergang von der Stadt aufs Land, zwischen Lärchen und Föhren - ein Gefühl vom „Wohnen in den Baumkronen“? Durch grosse, ins Grüne ausgreifende Balkone, eigentliche Baumhäuser... Deshalb sind die Gebäudezeilen schuppenartig aufgefächert, wie die geöffneten Schuppen von Tannenzapfen. In jedem Vorsprung findet ein übereck orientierter Balkon Platz, der soviel Aussicht und zugleich Schutz bietet wie keine andere Balkonform. Weil die Baukörper aufgespreizt sind, wird ausserdem das direkte, starre Vis-à-Vis mit dem Nachbarn vermieden und stattdessen der Blick in die Tiefe des Siedlungsraums umgeleitet.

 

Die Modulation des Baukörpers bewirkt im Innern die Abdrehung der Erschliessungskerne. Diese stabilisieren die Gebäude nicht nur technisch-konstruktiv, sondern auch räumlich, indem sie die dienenden Räume und Schlafzimmer zu orthogonal strukturierten Clustern ordnen. Zwischen diesen orthogonalen Clustern vermitteln die Wohn- und Essbereiche als weich fliessende Raumfolge. Die Abdrehung der Kerne zueinander formt diese Raumfolge zu einem ‚atmenden’ Gefüge, in dem sich Aufweitungen und Einschnürungen abwechseln. 

Projektart: Projektwettbewerb im selektiven Verfahren, 2022, 1. Preis
Planung und Ausführung: 2022-
Adresse: Engadinerweg, 8049 Zürich-Höngg
Programm: Neubau mit 129 Wohnungen, Gemeinschaftsräume, Doppelkindergarten
Energiestandard:
Bauherrschaft: Baugenossenschaft für neuzeitliches Wohnen (bgnzwo), Zürich
Auftragsart: Generalplanung
Bausumme: CHF 40 Mio. (BKP 1-5)

Mitarbeit Wettbewerb: Simon Rott, Christian Ott, Dominik Rinderknecht, Bastien Terrettaz, Nina Hansen
Mitarbeit Ausführung: Veronika Ferdinand (PL), Simon Rott (PL), Annie Blackadder, Michael Nelson, Gian Brechbühl

Landschaftsarchitektur: Kolb Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich
Bauingenieur: DSP Ingenieure + Planer AG, Uster
Haustechnik: Böni Gebäudetechnik AG, Oberentfelden
Visualisierung: Filippo Bolognese Images, Mailand


Visualisierung: Filippo Bolognese Visualisierung: Filippo Bolognese
Visualisierung: Filippo Bolognese
Luftbild der bestehenden Siedlung Luftbild der bestehenden Siedlung
Luftbild der bestehenden Siedlung
Schwarzplan Schwarzplan
Schwarzplan
Richard Serra, Five Elevations, 1972-74 Richard Serra, Five Elevations, 1972-74
Richard Serra, Five Elevations, 1972-74
Situation Situation
Situation
Richard Serra, Schunnemunk Fork, 1990-91 Richard Serra, Schunnemunk Fork, 1990-91
Richard Serra, Schunnemunk Fork, 1990-91
Visualisierung: Filippo Bolognese Visualisierung: Filippo Bolognese
Visualisierung: Filippo Bolognese
Zeilentypus Pizokel Zeilentypus Pizokel
Zeilentypus Pizokel
Regelgeschoss Regelgeschoss
Regelgeschoss
Punkthaustypus Capuns Punkthaustypus Capuns
Punkthaustypus Capuns
Eingangsgeschoss Eingangsgeschoss
Eingangsgeschoss
Visualisierung: Filippo Bolognese Visualisierung: Filippo Bolognese
Visualisierung: Filippo Bolognese